Schulintegrationsprojekt PEB mit neuen Ansätzen und Konzepten
Vor über 20 Jahren startete das erste Schulintegrationsprojekt auf dem Godesheim Campus. In Kooperation mit der damaligen Johannes-Gutenberg-Schule sowie der Schulaufsichts-behörde führte die EJG damals zu Beginn des Schuljahres 2001/2002 das erste Schul-Integrations-Modellprojekt für Schüler*innen mit einer belasteten Schulbiographie (BEGo) ein.
Inzwischen hat sich das Integrationsprojekt weiterentwickelt, zur heutigen PEB, der auch die digitale Schulwerkstatt angehört. Sie richtet sich dabei an zwei unterschiedliche Zielgruppen, an Kinder und Jugendliche, die mit herkömmlichen Schulangeboten nicht erreicht werden können („klassische“ PEB) und auf der anderen Seite an Kinder und Jugendliche aus den Wohngruppen des Campus der Ev. Jugendhilfe Godesheim, die aus unterschiedlichen Gründen derzeit keinen Schulplatz haben („digitale Schulwerkstatt“ der PEB).
Die PEB (Partnerschaft für Entwicklung und Bildung)
Die PEB ist ein Schulintegrations-Projekt für Kinder und Jugendliche, die mit herkömmlichen Unterrichtsangeboten nicht erreicht werden können, als „nicht beschulbar“ gelten oder längerfristig keine Schule besucht haben. Die „klassische“ PEB ist eine Kooperation zwischen der Siebengebirgsschule, der Schule am Hügel und der Ev. Jugendhilfe Godesheim. Das Schulintegrationsangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf (Klasse 1-9), die außerhalb der Evangelische Jugendhilfe Godesheim leben, aber auch an Kinder und Jugendliche aus den Wohngruppen der Ev. Jugendhilfe Godesheim.
Bis Mitte 2023 wurden in der PEB insgesamt 32 Schüler*innen der Primar- und Sekundarstufe betreut (24 Plätze in der Venner Straße sowie 8 Plätze in der Kolpingstraße). Seit August 2023 wurden die Schulplätze in der Venner Straße nochmals um 8 Plätze erhöht und für die digitale Schulwerkstatt kamen ab November 2023 noch weitere 8 Plätze dazu, so dass heute in der gesamten PEB inkl. der digitalen Schulwerkstatt 48 Schüler*innen beschult werden
Ziel der PEB ist das Wiedereinleben der Kinder und Jugendlichen in zeitliche und formale Schul-Strukturen und die Rück-Erlangung von Vertrauen in eigene Fähigkeiten. Hauptanliegen ist es, die jungen Menschen mit den schulischen Unterstützungsangeboten zu befähigen, an ihre jeweilige Regelschulform zurückzukehren und erfolgreich ihren weiteren Schulweg zu bestehen.
Die PEB in Kooperation mit der Siebengebirgsschule:
In der Kooperation der PEB auf dem Campus werden 32 Schüler*innen in vier Klassen (a, b, c, e) von jeweils einer Sonderpädagogischen Fachkraft und einer pädagogischen Lehrkraft sozialpädagogisch betreut und unterrichtet.
Die sozialpädagogischen und curricularen Inhalte werden für jeden einzelnen Schüler*in individuell abgestimmt. Formen des Einzel- und Gruppenunterrichtes wechseln sich dabei situativ ab. Methodisch wird dabei auf die digitale Lernplattform der Siebengebirgsschule, das sogenannte „Lernnavi“ sowie der Kommunikations-Plattform „Edupage“ zugegriffen. Es handelt sich in den Klassen weniger um den traditionellen Frontalunterricht, sondern eher um eine Form von individualisiertem, projektorientiertem Lernen. Die Individualisierung des Unterrichtes dient dem Ziel des selbständigen Lernens und der Förderung intrinsischer Motivation.
Die PEB findet je nach Stundenplan jeweils Mo-Fr von 07:45-max. 13:25 statt (Schulpflicht).
Die digitale Schulwerkstatt
Das Angebot „digitale Schulwerkstatt“ ist Teil der PEG und richtet sich an alle Kinder der EJG-Wohngruppen auf dem Campus, die der Schulpflicht unterliegen, aber derzeit keinen Schulplatz haben. Dazu gehören u.a. der Schulstatus wie „Schulplicht ruht“, „bisher Regelschule oder „seit X Monaten schulabsent“.
Die digitale Schulwerkstatt findet jeweils Mo-Fr von 09:00-12:00 statt.
Didaktik und Konzept
Auch in der digitalen Schulwerkstatt werden die Lerninhalte für jeden einzelnen Schüler*in individuell zusammengestellt.
Wie auch die „klassische“ PEB besteht das Konzept der digitalen Schulwerkstatt aus mehreren Säulen: neben Lerninhalten wie (z.B. Mathe und Deutsch) als erste Säule, steht die zweite Säule für projektbezogenes individuelles Lernen (z.B. Rezepte erstellen und schreiben). Die dritte Säule beschäftigt sich mit kreativem Arbeiten und der Vermittlung lebenspraktischer Themen wie Einkaufen, Backen, Kochen und Sport.
Ziel der digitalen Schulwerkstatt ist es, Bildungsinhalte zu vermitteln, einen konkreten Zugang zum „Lernen“ und feste Tagesstrukturen zu schaffen, um den Wiedereinstieg in die Schule zu ermöglichen, sobald ein Schulplatz vorliegt.
Die Arbeit der EJG-Fachkräfte in der PEB
Die EJG-Fachkräfte sind sehr motiviert, durch die vielen Weiterentwicklungen herrscht Aufbruchstimmung. Alle sind engagiert, Entwicklungen gemeinsam zu gestalten und neue Aufträge umzusetzen.
Zur Motivation der Kinder befragt, sagt der EJG-Teamleiter der PEB:
„Für sie ist das wie in jeder anderen Schule auch, sind eher genervt, dass sie zum Lernen kommen müssen. Auch die Schulwerkstatt wird als Bildungsort bzw. Schule empfunden und macht ihnen häufig wenig Spaß. Die Kinder empfinden die PEB und Schulwerkstatt als „Pflichtveranstaltung“, was okay ist. Die Vermittlung der Bildungsinhalte sorgt nicht unbedingt für den größten Vergnügungsfaktor bei den Kindern und Jugendlichen. Sie abstrahieren auch nicht, dass die Schulwerkstatt etwas anderes ist als Schule. Für sie ist es dasselbe. Mehr Freude haben sie dann, wenn kreative bzw. alltagspraktische Themen anstehen. Das macht ihnen schon deutlich mehr Spaß.“
Was funktioniert schon gut?
„Erstaunlich gut funktioniert, dass sich die Kinder nach kürzester Zeit daran gewöhnen, relativ selbständig und eigenverantwortlich die Wochen-Aufgaben ein- und aufteilen. Ich hätte vorher nicht erwartet, dass sich die Schüler*innen den jeweiligen Tag und die Woche eigenständig so gut einteilen können: „dann mache ich noch so lange Mathe, damit ich später ins „Coding-Lab“ kann. Die Mischung aus „Pflicht und Kür“ läuft erstaunlich gut bei den Kindern und Jugendlichen.“
Wie soll es weitergehen?
„In Zusammenarbeit mit der Siebengebirgsschule wird das Projekt 21 in der PEB umgesetzt. Dies bedeutet, dass zukünftig noch weniger Frontalunterricht stattfinden wird und der Unterricht noch stärker auf individuelle Lernpfade ausgerichtet ist. Basis bleibt das schulische Curriculum, daneben wird auf eine noch stärkere Anpassung der Beschulungs-Räumlichkeiten für mehr pädagogische Flexibilität gesetzt.
Neben individuellen Arbeits- und Wochenplänen und daraus resultierenden individuellen Arbeitsaufträgen zur Vermittlung der curricularen Bildung werden Lehrkräfte und Sozialpädagogen*inne noch stärker zu Lernbegleitern. Es wird keine klassischen „Klassenzimmer“, sondern mehrere Räume, sog. „Areas“ mit unterschiedlichen Nutzungszonen geben. Diese reichen von individuellen Lernräumen mit hohen Ruheanforderungen „Ruhiges Lernhaus“, über Coaching-Zonen und „Marktplätze“, in denen kollaborativ bzw. in Gruppen in gearbeitet wird bis hin zu „Kreativräumen“ für Projektarbeiten.