Careleaver und was Patenschaften damit zu tun haben

„Careleaver“ sind junge Menschen, die einen Teil ihres Lebens in öffentlichen Hilfen zur Erziehung z.B. in Wohngruppen oder Pflegefamilien – gelebt haben und sich am Übergang in ein eigenständiges Leben befinden.

Mit dem Thema „Careleaver“ bzw. der Unterstützung der jungen Erwachsenen während der Verselbständigung beschäftigt sich auch die Interkulturelle Jugendwohngruppe und Jugendwohngemeinschaft Ostheim. In der Wohngruppe und der Wohngemeinschaft leben Jugendliche ab 14 Jahre mit Migrationshintergrund. Dort finden junge Erwachsene und Jugendliche Unterstützung beim Aufbau eines eigenen Lebensfeldes. Die Förderung zur Eigenverantwortung, die auf die Bereiche Alltagshandeln, Integration und Lebensgestaltung ausgerichtet ist, steht im Mittelpunkt. 

Vor diesem Hintergrund der Verselbständigung und der anstehenden Lebensphase als „Careleaver“ ist es dem Team besonders wichtig, die Jugendlichen aktiv dabei zu unterstützen, sich auf das Leben „nach der Jugendhilfe“ vorzubereiten. Die Teamleitung berichtet:

„Die Übergänge in die neuen Lebensphasen müssen in unserem Angebot mit jedem einzelnen Jugendlichen gestaltet werden. Wir sehen das als Chance, die Jugendlichen bei der Verselbständigung sowie für die anstehende Careleaver-Phase zu begleiten. Der junge Mensch muss wissen, welche Rechte er oder sie hat und wohin er oder sie sich bei welchen Fragen wenden kann.“

Careleaver-Veranstaltung der ev. Jugendhilfe Godesheim

Mitte letzten Jahres veranstaltete die Evangelische Jugendhilfe Godesheim ein Treffen mit „Careleavern“ aus ihren Wohngruppen und dem „Careleaver-Verein“.  Inhaltlich ging es bei der Veranstaltung um den Austausch und die Diskussion mit den Jugendlichen und jungen Menschen insbesondere darüber, welche Unterstützungsangebote es im Rahmen ihrer Verselbständigung gibt. Als externer Teilnehmer und Ansprechpartner für die Jugendlichen war ein Vertreter des „Careleaver e.V.“ mit dabei. Er ist selbst „Careleaver“ und Ansprechpartner der Regionalgruppe NRW des „Careleaver e.V.“, mit dem der Kölner Kreidekreis im neuen Projekt der „Aktion Mensch“ kooperiert.

Vor dem Hintergrund der sprachlichen Schwierigkeiten taten sich trotzdem viele der Jugendliche (UMAS) bei der „Careleaver-Veranstaltung“ schwer, das Thema durchgängig zu verstehen.  Im Nachgang der Veranstaltung lud deshalb die Teamleitung den Kölner Kreidekreis e.V. ein, das Konzept der Wegbegleitung für „Careleaver“ in der Wohngruppe zu präsentieren.

Was macht der Kölner Kreidekreis?

Der Kölner Kreidekreis ist ein Träger der freien Jugendhilfe, der Kindern und jungen Menschen, die in der Jugendhilfe leben, „Patinnen und -Paten zur Seite stellen, die sie auf ihrem Lebensweg begleiten. Die einfach für sie da sind, freiwillig und ehrenamtlich.“

In der Phase der Verselbständigung können solche Patenschaften nicht nur Kindern in der Jugendhilfe, sondern auch „Careleavern“ gute Orientierungshilfe z.B. für Unterbringung, Bewerbung, Ausbildung, Sozialhilfe, Gesundheit sowie praktische Hilfen zur Existenzsicherung geben.

Wie sieht der Prozess für eine Careleaver-Wegbegleitung aus?

Einige der Jugendlichen, die sich derzeit in der Verselbständigung in der Wohngruppe befinden, hatten im Laufe der Gespräche eindeutiges Interesse an einer solchen Weg-Begleitungs-Patenschaft bekundet.

Die Wohngruppe erhielt dazu vom Kölner Kreidekreis e.V. einen Fragebogen, den die Jugendlichen ausfüllten, um die konkreten Bedarfe und damit den möglichst optimalen bzw. passenden Wegbegleiter*in bzw. Paten*in für sie zu identifizieren. In Einzelgesprächen mit den Jugendlichen vertieften die Vertreter des Kölner Kreidekreises e.V. die Angaben zum Fragebogen, „was machst Du gerne“, „was sind Deine Hobbies“, „was soll der Pate*in mit Dir unternehmen“, welche Ausflüge stellst Du Dir vor?“. Außerdem wurden die Anforderungen an die Wegbegleitung abgefragt, wie z.B.: „Wie soll er oder sie sein? Mann? Frau? Sonstiges? Jünger oder älter? Soll er oder sie Haustiere haben? Besteht auch Interesse an einem Ehepaar als Wegbegleitung oder eher nicht?“

Wie werden passende Patenschaften für die Careleaver gefunden?

Der Kölner Kreidekreis e.V. sucht auf Basis der Auswertung von Fragebogen und persönlichen Gesprächen möglichst passende Wegbegleitungen. 

Ausgewählte Paten*innen und Jugendliche lernen sich anschließend kennen, um zu prüfen, ob es beidseitig passt. Begleitet werden sie dabei von Mitarbeiter*innen des Vereins. Dies geschieht im Rahmen einer Probezeit, in der sich die beiden unter enger Begleitung der Jugendhilfeeinrichtung, d.h. begleitet von Fachkräften und dem Verein näher kennenlernen.

Wenn sich beide Seiten sicher sind, dass sie die Patenschaft offiziell machen möchten, gibt es eine kleine „Begründungsfeier“ mit dem Jugendlichen bzw. Careleaver, dem Paten oder der Patin, Mitarbeitern*innen des Vereins und Bezugserziehern*innen.

Was ist das Fazit des Teams zum Konzept der Wegbegleitung für „Careleaver“?

Entscheidend im Prozess der Suche nach Wegbegleiter*innen ist für die Teamleitung, dass alle Beteiligten, d.h. nicht nur die jungen Menschen, sondern auch Mitarbeitenden inkl. Bezugsbetreuer*innen sowie Vormünder von Anfang an integriert und mitgenommen werden. 

Das Konzept der Patenschaft für Jugendliche, die sich auf dem Sprung zum „Careleaver“ befinden, hält der Teamleiter für sehr überzeugend und hilfreich. Besonders schön empfindet er, dass eine solche Wegbegleitung langfristig angelegt ist, d.h. im besten Falle dauert diese ein ganzes Leben lang.