Wie geht Partizipation bei den Kleinen?

Junge Menschen haben ein Recht auf Beteiligung – dies ist sowohl zentraler Bestandteil der UN-Kinderrechtskonvention als auch des 8. Sozialgesetzbuch der Kinder und Jugendhilfe (z.B. §§ 8, 36, 45 SGB VIII).

In der EJG gibt es individuelle und institutionalisierte Formen, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Rechte und Interessen (möglichst in großem Rahmen selbst organisiert) zu vertreten (s. aktuelles Partizipationskonzept der EJG). 

Zur individuellen Beteiligungsform der EJG zählen u.a. regelmäßige Reflexionsgespräche mit der zuständigen pädagogischen Fachkraft und Gespräche im Rahmen der individuellen Hilfeplanung. Zu den institutionalisierten Formen gehören neben den regelmäßigen Kinderrechte-Veranstaltungen der EJG u.a. die Gruppenabende/ Gruppenbesprechungen und die Kinder- und Jugendvertretung (KJV).

Partizipation ist kein Selbstläufer und erfordert unbedingt kontinuierliche Begleitung und Moderation. Institutionelle Beteiligung erfordert Steuerung, Arbeitseinsatz durch begleitende Fachkräfte mit dem Ziel der Entwicklung, Erwerb und Übung demokratischer Abläufe bei Kindern und Jugendlichen. Dabei ist die Unterstützung und Art der Beteiligung auch an den Entwicklungsstand des Kindes und Jugendlichen gebunden.

Kinder- und Jugendvertretung – Das Kinderteam in der Wohngruppe

In der Perspektivwohngruppe für jüngere Kinder hat sich der Mitarbeitende Maximilian Jourdant zum Ziel gesetzt, ein Kinderteam zu etablieren und die Entwicklung desselben entsprechend zu begleiten und zu dokumentieren. 

In der Intensiv-Wohngruppe leben sieben Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren, die bisher fast vollzählig an den Kinderteam-Sitzungen teilnehmen.

In Absprache mit dem Maximilian Jourdant und seiner Wohngruppe wird der Prozess bzw. die Entwicklung des Partizipations-Projektes sowie die Erfahrungen und Herausforderungen inkl. etwaiger Barrieren bei der Beteiligung „der Kleinen“ über regelmäßige Berichte im internen Newsletter auch mit anderen Teams geteilt.

Startpunkt für das Kinderteam ist die EJG-Kinderrechte-Veranstaltung im November 2023. In einem Reflexionsgespräch mit der Gruppenvertretung über die Kinderrechte-Veranstaltung wird die Idee erstmalig von Herrn Jourdant in der Gruppe mit der Kinder-Gruppenvertretung besprochen, bevor er es im Nachgang allen Kindern erklärt und mit ihnen diskutiert. 

Die Kinder sind begeistert von der Idee und nachdem die Rahmenbedingungen (separater Raum, Rahmen, Regeln und Kinderteam-Vertretung) geklärt sind, wird zeitnah mit den Kinderteam-Sitzungen gestartet. 

Jeweils im Nachgang der Kinder-Team-Sitzungen werden die adressierten Bedarfe, Wünsche und Themen der Kinder dann in den regelmäßigen Teamsitzungen der Mitarbeitenden besprochen, um wiederum vor dem nächsten Kinderteam die entsprechende Rückmeldung zu den Beschlüssen bzw. daraus folgende Maßnahmen an die Kinder zu geben.

Nach acht Kinderteam-Sitzungen zieht Maximilian Jourdant ein Zwischenfazit:

 „Den Kindern ist das Kinderteam sehr wichtig. Sie fragen aktiv danach und fordern den gemeinsamen Austausch regelmäßig ein. Sie sehen, dass erste Maßnahmen umgesetzt werden und sind motiviert, weitere Bedarfe zu adressieren und zu diskutieren. Sie erarbeiten dabei schon selbst erste Lösungsvorschläge.

Voraussetzung für die Etablierung eines Kinderteams mit relativ kleinen Kindern ist eine Planung mit zumindest einem groben Konzept bzw. Raster, das kontinuierlich und flexibel über den Entwicklungszeitraum der Sitzungen mit den Kindern angepasst werden sollte. Das ganze Mitarbeitenden-Team muss dabei hinter dem Thema „Kinderteam“ stehen und jeder einzelne davon die Bereitschaft mitbringen, die Partizipation zu unterstützen.

Wichtig bei den Kinderteamsitzungen ist aus meiner Sicht eine starke Moderation, die unparteiisch bzw. neutral die Punkte festhält und auch bei steigender Unruhe, ruhig bleibt und sicherstellt, dass die Kinder nicht überfordert sind. Das bedeutet auch, dass trotz notwendiger Planung und festen Strukturen der/die Moderator*in sehr flexibel bleiben muss, um kind- und altersgerecht zu moderieren. Dies beinhaltet beispielsweise, dass der/die Moderator*in sich auf Unruhe, Ungeduld, Abschweifungen, Emotionen und Unterbrechungen der Kinder beim Erlernen demokratischer Strukturen einstellt und flexibel und sensibel darauf reagiert.“

Ausblick

Die konkreten Herausforderungen, Erfahrungen und Entwicklungen, aber auch Tipps und Empfehlungen werden mit den anderen Teams im Unternehmen über mehrere Ausgaben des internen Newsletters geteilt.