Von der Freiheit eines Christenmenschen…

So heißt ein Text, der vor 500 Jahren von Martin Luther geschrieben wurde.

Freiheit ist in diesen Zeiten ein großes Thema! Neben der Angst, dass das Virus uns unsere Gesundheit und unsere Lieben nehmen könnte, fürchten wir den Verlust unserer Freiheit!

Durch die Schutzmaßnahmen werden wir beschnitten, das zu tun, was wir gewohnt sind, was wir uns wünschen. Und eben nicht aus eigener Entscheidung, sondern wegen Vorschriften, die uns auferlegt sind und nicht immer logisch erscheinen…

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht ­aller Dinge und jedermann untertan.“  so schreibt Luther in dieser alten, damals sehr populären und in Folge auch sehr kritisierten Schrift!

Ein super Satz! Da kann man ja Alles und Nichts mit anfangen!

Nun ging es Luther nicht um den politischen, sondern um den inneren, den religiösen Menschen. Es ging ihm nicht darum, wie wir uns als Bürger in unseren Staatssystemen verhalten, sondern wie wir getragen durch unseren Glauben uns anderen Menschen gegenüber verhalten und damit auch, wie wir uns selbst sehen.

Das ist und war schwer zu verstehen! Damals hielten viele unfreie Menschen dies für einen Aufruf zum Widerstand gegen ihre damaligen Herren. Und Luther, der sich so unverstanden sah, schrieb dann gegen eben diese Aufständischen böse Schriften. Manche geben Luther für 70000 Tote, die der Bauernaufstand gefordert hat, die Schuld. Ich kann nicht beurteilen, wie das damals genau gelaufen ist, aber ich bin mir sicher, das war nicht, was Luther mit seiner Schrift im Sinn hatte!

Wir Christen sind also frei in allen Dingen und niemanden untertan!? Dann mache ich doch nächstes Wochenende die Riesenparty, die ich anlässlich meines runden Geburtstags geplant hatte! Oder gehe ohne diese lästige Maske einkaufen! Oder mache in einem Risikogebiet Urlaub und gehe danach nicht in die Quarantäne! Wird ja eh nicht überprüft!! Aber auch andere Dinge fallen mir ein… Keine Steuern mehr zahlen; Auto fahren, so schnell ich mag; parken, wo auch immer mein Auto Platz findet; Essen gehen und Einkaufen ohne zu bezahlen; nirgendwo mehr anstellen, sondern einfach an der Schlange vorbei gehen; und so weiter und so fort!

Schließlich bin ich frei und niemanden untertan! Aber genau das war eben nicht gemeint! Sondern es ging Luther um die Freiheit, die uns Gott geschenkt hat. Wir müssen uns Gottes Liebe und Zuwendung nicht verdienen durch striktes an die Gebote halten, fasten, büßen oder dergleichen… und diese Freiheit hat Auswirkungen auf uns, denn so entdecken wir die große bedingungslose Liebe, die uns bestärkt unsere freigewordenen Energien in die Liebe zu unseren Mitmenschen zu investieren und ihnen damit zu dienen.

Und das bedeutet, dass ich meine Freiheit eben nicht nur auf mich beziehe, sondern an die anderen denke. Die Party lasse ich aus Sorge um die Eingeladenen, die Alltagsmaske muss ich nicht unbedingt für mich tragen, aber habe ein wenig mehr Sicherheit, dass ICH nicht die Menschen um mich herum anstecke und meinen Urlaub verschiebe ich auf später, auch wenn es mich nervt, weil ich so gern reise!

Aber auch im Corona unabhängigen Alltag schaue ich nicht nur auf mich und das, was für mich besonders angenehm wäre, sondern diene mit meinem Tun meinen Mitmenschen!

Luther war der Überzeugung, dass diese uns von Gott geschenkte Freiheit unsere Haltung zu uns selbst und unseren Mitmenschen ändert. An Stelle der vorherrschenden Angst, stets an den vorgeschriebenen Gesetzen zu scheitern, tritt die Liebe zu Gott, sich selbst und den Nächsten! Damit verändert der Glaube das Wollen und damit das Handeln zu etwas Gutem!

Liebe geht immer, auch in Zeiten, wie diesen…

Passen Sie gut auf sich und die Anderen auf!

Ihre Iris Gronbach