Das bunte ausgelassene Treiben des Karnevals hat ein abruptes Ende gefunden! Für Viele ist das schon Fasten genug, aber einige Menschen setzen da noch eins drauf und beginnen am Aschermittwoch mit einer Zeit des Verzichts. Dabei kann auf ganz Unterschiedliches verzichtet werden: Fleischverzehr, Alkohol, Rauchen, Süßigkeiten, TV-Schauen, Autofahren, Computerspiele, aber auch Lästern, Schadenfreude oder Lügen!

Letzteres ist das Thema der Fastenaktion der Evangelischen Kirche 2019: Mal ehrlich! Sieben Woche ohne…LÜGEN! „Wir wollen gemeinsam danach suchen, was die Wahrheit eigentlich ist und wie wir sie erkennen. Wir werden versuchen, uns selbst nicht zu belügen und mit anderen ehrlich zu sein. Wir sollten auch über Wahrhaftigkeit nachdenken. Und darüber, wann man für die Wahrheit streiten muss.“ So kann man es auf der Internetseite der Aktion lesen.

Dazu gibt es dann jede Woche ein neues Thema, das es zu bearbeiten gilt:

  • Die Wahrheit suchen
  • Die Wahrheit erkennen
  • Ehrlich zueinander sein
  • Sich selbst nicht belügen
  • Wahrhaftig leben
  • Für die Wahrheit streiten
  • Die Wahrheit erwarten.

Ein interessantes Unterfangen! Ich weiß noch nicht, ob ich mich dieser Aktion anschließen werde. Aber am Rande wird sie mich auf jeden Fall beschäftigen, denn ich habe mich bei dem Newsletter angemeldet und werde also wöchentlich mit Inputs versorgt. Warum zögere ich? Wahrheit ist doch etwas Gutes und Erstrebenswertes, warum nicht die Zeit bis Ostern dazu benutzen ihr mehr Raum im Leben zu geben!?!?

Weil Wahrheit ein großes Ding ist, weil sie nicht leicht zu fassen ist und wenn sie da ist, Dinge ändert, vielleicht auch Dinge, die mir am Herzen liegen, die mein Leben ausmachen, die ich schützen möchte… Wahrheit kann auch wehtun, nicht nur, wenn man sie anderen vor den Latz knallt, sondern auch, wenn man sie sich selbst eingesteht.

So wäre es schmerzhaft, wenn wir Freunden sagen würden, dass wir keine Lust mehr auf sie haben, trotz vieler Jahre Freundschaft und Gewohnheit, wir sie jetzt lieber nicht mehr sehen möchten. Das könnte befreiend sein, aber vielleicht würden wir uns dann auch schrecklich egoistisch und ärmer danach fühlen. Und natürlich bringt es einen irgendwie weiter, wenn man sich eingesteht, dass vieles im Leben eine Lüge ist, der Job oder die Ehe zum Beispiel, aber damit ist das Problem ja noch lange nicht gelöst! Schließlich sind wir angewiesen auf so viele Dinge: Ansehen, Geld, Kontakt zur Familie, Rückhalt von Freunden, Statussymbole, usw… All das ist gefährdet, wenn man sich entscheidet, die Ehe zu beenden oder den Job zu kündigen. Wahrheit mag dann ein starker Motor sein, aber nicht unbedingt zur Erleichterung des Lebens beitragen! Und dann gibt es ja immer noch das Phänomen, dass man das, was man heute für wahr hält, morgen als großem Fehler empfinden kann. Alles nicht so einfach!

Ich denke, das ist den Machern der Fastenaktion bewusst, und so steht die erste Fastenwoche unter folgendem Text:

Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich. Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, Herr, um deiner Güte willen! (Psalm 25,4–7)

Hier wird nicht die absolute Wahrheit erbeten, sondern Anleitung zu Gottes Wahrheit mit dem Bewusstsein, dass wir Hilfe brauchen, Hilfe für das Heute und was uns jetzt bewegt, aber auch Hilfe das zu verarbeiten, was bereits passiert ist. Güte und Barmherzigkeit spielen dabei eine große Rolle. Und ich denke, die brauchen wir auch, wenn wir uns mehr mit Wahrheit auseinander setzen möchten! Vielleicht schaffen unsere Gegenüber das nicht immer, uns gütig entgegen zu treten, wenn wir sie mit Wahrheit konfrontieren. Ganz sicher haben wir selbst auch große Schwierigkeiten, wenn wir das uns eigene Lügengewirr unseres Lebens versuchen ein wenig auseinander zu zerren. Aber Gott traue ich das zu, dass er barmherzig auf uns schaut, denn er kennt uns, er weiß um unsere Schwächen und unsere Lügen. Und das gibt mir Trost, wenn ich mal wieder an mir selbst verzweifele!

Einen wahrhaftig schönen März wünscht Ihnen Ihre Iris Gronbach.