And the oscar goes to…

Am 22.2.2015 wurden wieder die Oscars verteilt, für mich ist das immer wieder ein highlight im Jahr. Dieses Mal war es nicht wirklich aufregend, aber interessant war doch, dass beide Hauptdarstellerpreise an Schauspieler gingen, die in ihren Filmen kranke Menschen dargestellt hatten.
Der beste männliche Hauptdarsteller war also Eddie Redmayne für den Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“, in dem Stephen Hawkins mit seiner ALS-Erkrankung dargestellt wurde und die beste weibliche Hauptdarstellerin war Julianne Moore, die in dem Film „Still Alice“ eine Alzheimerpatientin spielte.
Ich habe Still Alice NOCH nicht gesehen, aber er steht für diesen Monat auf jeden Fall auf meiner Liste. Zum einen überzeugen mich die Kritiken, die sich positiv darüber auslassen, dass dieser Film über Alzheimer zum ersten Mal ernsthaft die Situation der Betroffenen zeigt und nicht nur die der Angehörigen. Zum anderen mag ich Julianne Moore, sofern man das überhaupt über einen Menschen sagen kann, den man ja gar nicht kennt . Ich habe schon öfter Interviews mit ihr gelesen oder geschaut und anders, als viele andere berühmte Schauspielerinnen scheint sie mir sehr bodenständig und hintergründig, ihre Motivation und ihre Art Filme zu drehen wirken auf mich sehr stark.
So auch ein Interview, das der Kölner Stadtanzeiger im Internet veröffentlichte.

www.ksta.de/kultur/schauspielerin-julianne-moore-im-interview–ich-wuerde-nie-ohne-grund-meine-brueste-zeigen-,15189520,29990778.html

Ein Satz aus diesem Interview hängt mir nach:

„…als Schauspielerin habe ich keine Angst. Ich habe keine Furcht davor, Emotionen zu zeigen, mich zu öffnen, mich vor aller Welt zu offenbaren oder auch nackt zu sein. Ich habe absolut keine Angst vor Gefühlen. Meine Mutter sagte immer: „Gefühle können dich nicht umbringen!“

GEFÜHLE KÖNNEN DICH NICHT UMBRINGEN.
Ein starker Satz, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ein wahrer Satz ist. Und gerade darüber möchte ich nachdenken. Denn vielleicht ist in dem Zweifel, ob es ein wahrer Satz sein könnte, einiges zu finden, das unsere Welt manchmal so kalt macht.

Immer wieder hört man von Paaren, die viele Jahrzehnte miteinander verheiratet waren, die ihr Leben in guten und in schlechten Zeiten miteinander geteilt haben und dann ist es wo weit, einer der beiden stirbt und der andere folgt ihm binnen kurzer Zeit nach. Das Leben ohne den anderen Teil des Ichs scheint keinen Sinn mehr gemacht zu haben. Die Trauer war zu groß, die Lust am Leben verschwand mit dem Partner, der Partnerin. Gefühle können dich nicht umbringen…?

Sie ist an gebrochenen Herzen gestorben…manche Menschen lieben so intensiv, aber so unglücklich, dass sie krank werden. Sie können dann zum Beispiel nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, sich nicht mehr um sich selbst kümmern. Und es gibt sogar ein „broken-heart-syndrom“, die Symptome sind die gleichen wie beim Herzinfarkt, obwohl alle Gefäße frei durchgängig sind. 4-5% dieser Fälle verlaufen tödlich. Das Syndrom tritt vor allem bei emotionalen Stresssituationen auf.  Gefühle können dich nicht umbringen…?

Und dann gibt es natürlich viele Menschen, die so schreckliche Gefühle in sich haben, dass sie für sich keinen anderen Ausweg sehen als ihr Leben zu beenden. Und andersherum gibt es wiederum Menschen, die so extreme Gefühle in sich haben, dass sie andere töten, sei es aus Hass oder Angst oder dem quälenden Bedürfnis endlich einmal wahrgenommen zu werden.

Gefühle können dich nicht umbringen…?
Vielleicht sind die oben gegebenen Beispiele aber auch falsch. Vielleicht führen manche Gefühle zum Tod, weil man sich diese Gefühle nicht erlaubt, sich nicht darauf einlässt. Trauer zum Beispiel nicht wirklich durchleben kann oder will. Vielleicht wird ein Schlusspunkt, bewusst oder unbewusst, gesetzt, weil das gesunde Fühlen, und sei es noch so bitter, nicht mehr funktioniert!?

Julianne Moore behauptet von sich selbst, sie sei feige im echten Leben, sie würde sich viele Dinge nicht trauen, und ein Fallschirmsprung oder Ähnliches würde für sie nie in Frage kommen. Aber Fühlen, das traut sie sich.

Ich denke, das ist ein guter Ansatz, heute suchen viele Menschen den „Kick“, machen irgendetwas Extremes, opfern und riskieren dafür viel, aber vielleicht ist es nur ein Ersatz, weil sie sich in der Gefühlswelt nicht trauen, sich auszuleben, weil sie dort gebremst werden von Konventionen (Das gehört sich doch nicht!), von den Anderen (Nein, wie peinlich, wie der sich da benimmt!) oder von sich selbst (So möchte ich nicht gesehen werden, so möchte ich nicht sein!). Dabei könnte das Gefühlsleben eines jeden Menschen schon ganz für sich ein Kick sein, wenn er es zu lässt…sich mal richtig freuen, volle Pulle lieben…und auch das arme Tier in sich frei lassen. Im Grunde dreht sich alles um LIEBE oder eben die Abwesenheit derselben.

Ich glaube, die Liebe ist nicht nur eine außergewöhnliche Fähigkeit des Menschen, sie ist auch eine Aufgabe für unser Menschsein: Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen! So steht es auch im 1.Korintherbrief. Das birgt Gefahren und vor denen kann man natürlich Angst haben und vielleicht, aber wenn, dann nur ganz selten bringen uns Gefühle auch um, doch in den allermeisten Fällen machen sie das Leben wundervoll lebenswert.

Einen schönen Monat März wünscht Ihnen

Iris Gronbach